Der Start in den Tag kann unter der Woche ganz schön Nerven kosten. Erhlicherweise muss ich mir eingestehen, das ich mein Tempo das ich als Erwachsener lebe, gerne meinen Kindern aufzwingen möchte. Das stelle ich immer wieder fest. Rückblickend habe ich das beim großen gar nie wirlich so wahrgenommen. Und auch nicht, das ich ihn immer wieder in höchsten Stress versetze morgens. Und das Ergebnis ist, das sich über die Jahre eine beim Großen eine Trotzhaltung entwickelt hat. Der Morgen ist überwiegend zum Kampf der Titanen mutiert.
Beim Kleinen handhaben wir das anders. Heute ist Freitag. Der heutige Morgen ist so ein tolles Beispiel hierfür. Der Große hat zur ersten Stunde Unterricht(4.Klasse) und der Kleine zur zweiten(1.Klasse). Der Kleine ist heute eine halbe Stunde bevor er los muss aufgestanden. Also – volles Programm: Anziehen, Frühstücken, Zähneputzen. Hört sich nicht nach viel an, aber für so ein Kind ist es entscheidend, dass es freiwillig mitmacht finde ich. Schulsachen sind ja schon gepackt. Welch ein Glück. Jedenfalls sitzt jetzt der Kleine auf der Couch, verschränkt die Arme und ärgert sich darüber, das die Mama nicht mehr da ist. Da sitzt also aus seiner Sicht ein Elefant im Raum und ich nehme den einfach nicht wahr. Die Uhr tickt und 10 Minuten sind schon vergangen und ich lege die übliche Schallplatte auf und mache Druck mit dem Anziehen und packe das Standarsortiment an Drohgebärden aus. Nach viel Geheul habe ich schließlich die Hose und die Socken an. Dann geht mir ein Licht auf. Er hat ja noch das Oberteil vom Pyjama an. Na und. Fällt schon niemandem auf. Locker bleiben. Dann gehts an den Frühstückstisch und mein Blick fällt auf die Uhr – noch 5 Minuten bis wir eigentlich los müssen. Doch auch hier fällt der Groschen relativ schnell und ich nehme mir einfach die Zeit, die ich mit dem Kleinen brauche. Ich weiß, das ein Frühstück für ihn wichtig ist. Sein Kreislauf ist nicht der stabilste und da kurz vor Weihnachten ist, drängt sich mir der Riegel der Kinderschokolade aus dem Weihanchtskalender förmlich auf. Natürlich muss da was Gesundes dabei sein. Also wird die Banane in Ringe geschnitten und mit Schokolade verziert. Ja und. Das bewegt ihn schließlich dazu, doch zu frühstücken. Zur Uhr sehe ich gar nicht mehr hin. Dann geht es halt länger. Einzig die Reue kommt bei mir auf, dass ich sowas beim Großen nie geduldet hätte – wo gibt es denn schon Schokolade zum Frühstück. Doch rückblickend hätte ich mir diese Flexibilität gewünscht. Der Morgen ist gerettet.
Das Aufstehen ist bei uns ein leidiges Thema. Auch hier unser Versuchskind Nr.1 – morgens ein Drama und ein Eiertanz. Habe hier und da und dort nachgelesen wie es andere machen. Und aus der Praxis habe ich jetzt einen Weg für uns gefunden, der halbwegs funktioniert. Grundsätzlich brauchen beide Jungs ihre Zeit morgens. Das heißt mit Kommando ‚Aufstehen‘ ist es nicht getan. Ein Wecker ist reine Geldverschwendung. Radio bringt nix und Geschichten hören lenkt zu sehr ab. Im Winter mögen es beide, noch ein bisshen zu dösen. Also habe ich mir angewöhnt, morgens für das Aufstehen mindestens für 15.Minuten pro Kind einzuplanen(Ich muss mich ja nicht jeden Tag um beide kümmern, meine Frau und ich teilen uns dies auf). Da liege ich also daneben und erzähle Geschichten aus meinem Alltag. Was ich so erlebe, was mich beschäftigt. Die Fussbal Weltmeisterschaft, was weiß denn ich. Habe auch schon mal morgens 15.Minuten mit dem Handy daneben gelegen und auf ARTE Dokus angschaut bis ich feststellen konnte, der Kollege ist wach. Beim großen braucht es aber auch noch einen Zeitrahmen – und der sieht wie folgt aus und wird auch klar kommuniziert. Beispielhaft hier die Annahme, die Schule geht um 7.30Uhr los und der Schulweg ist 5min zu Fuss:
- 6:15Uhr: Ich gehe ins Kinderzimmer und nehme den ersten Kontakt auf. Ich fange an zu Erzählen.
- 6:30 Uhr: Wenn der Kollege nicht aufgestanden ist bisher, verabschiede ich mich ins Esszimmer und erwähne, das die erste Deadline gerissen wurde und möglicherweise Abends schon ab 19.30Uhr das Anhören von Geschichten eingestellt werden muss. Dies aber wenn er nach 6:45Uhr aufsteht aber auch am Abend wahr mache. Das weiß der auch.
Wir haben das pünktliche Aufstehen beim Großen über viele Jahre mit Härte eingefodert. Doch wie schon geschrieben, hat dies nur dazu geführt, das sich eine Trotzhaltung etabliert hat. Das Problem hierbei ist, wenn diese Haltung sich bei deinem Kind eingestellt hat, dann hat dies was mit einem gewissen Vertrauensbruch deinerseits zu tun. Auf den Punkt – irgendwo hast du es einfach übertrieben. Dies dann wieder aus dem Alltag rauszukriegen ist dann echt ein Problem.
Ich plädiere generell dafür, dass du deinen Raum nutzen solltest, der dir zur Verfügung steht. Sei flexibel. In der ersten Klasse hat die Klassenlehrerin explizit darauf hingewiesen, das es kein Problem ist, wenn die Kinder auch mal 15. Minuten zu spät kommen. Oft sei der Weg zur Schule schon sehr interessant, sodass das Bewundern einer Pusteblume auf dem Weg zur Schule schon mal länger dauern kann. Viele Menschen, die einen Bürojob haben, können flexibel Ihre Arbeitszeit gestalten. Nutze dies aus sofern dir das möglich ist. Verstehe schon – manchmal kann dies schon für dich auch eine Herausforderung sein, fordert doch der Job einen auch – und abends erst spät heim kommen, weil morgens der Tag später angefangen hat ist auch nervig.