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Menschvadder magst du mich überhaupt?

Normalerweise würde ein jeder diese Frage ohne nachzudenken wie selbstverständlich mit ja beantworten und (s)ein Kind in den Arm nehmen. Und bestünde der geringste Zweifel daran, würde dieser umgehend aus dem Weg geräumt.

Doch die Wahrheit ist, diese Frage in besonderen Ausnahmesituationen ehrlich zu beantworten ist echt nicht von Vorteil. Dann solltest du lieber zu einer kleinen Notlüge greifen und das überspielen der eigenen Gefühle gut beherrschen. Ohnehin spürt dein Kind ob es bedingungslos angenommen oder abgelehnt wird. Und ich finde es unglaublich herausfordernd mich immer wieder am eigenen Schopf hochzuziehen.

Nach vielen mühsamen und zähen Jahren unseres Familienlebens mit zwei kleinen Kindern, gespickt mit etlichen Konflikten und Auseinandersetzungen in allen möglichen Konstellationen, Geschrei und auch kleineren und größeren Streitereien sowie Beleidigungen ist die Schwelle inzwischen recht niedrig, wenn es darum geht die Kleinen die volle Wucht meines aufgestauten Zorns spüren zu lassen. Gerade das Alter zwischen Kleinkindalter und Pubertät ist sehr herausfordernd und das zu meistern ist ein Knochenjob. Hier ziehen die Kinder wirklich alle Register, wenn es darum geht die volle Bandbreite deines eigenen Gefühlslebens zu erfahren.

Ich würde diese Reizbarkeit sogar mit der übersensiblen Schmerzempfindlichkeit vergleichen, die vielleicht Menschen erfahren, die mit chronischen Krankheiten oder Migräne oder so zu kämpfen haben.

Also ja, ich liebe meine Kinder. Und manchmal hasse ich die und empfinde die gemeinsame Zeit mit ihnen als Hölle auf Erden. Doch manchmal gibt es Sachen im Leben vor denen man nicht weglaufen kann oder sollte. Wo es keine Abkürzung gibt. Und es gibt Kinder, die sind einfacher zu pflegen und bedürfen keiner besonderen Sorgfalt und Anstrengung und es gibt Montagsproduktionen, die dich durchaus regelmäßig an die Grenzen deiner Belastbarkeit bringen können und wollen. Einfach so.

Die Wahrheit ist, ich kann meine Kinder oder meinen Partner nicht lieben wenn ich mich selbst nicht lieben kann. Dazu gehört, das ich auch ein eigenes Leben habe neben der Kindererziehung. Zum Beispiel Hobbies, eigene Ziele und Träume. So ziehe ich mich immer wieder aufs neue hoch und kann mich zum Beispiel nach einer anstrengenden Arbeitswoche dem Familienleben widmen. Wwohlwissend, das ich am Wochenende kaum Erholung finden werde, weil mich dann das Familienleben Zuhause so sehr fordert. Da braucht es dann zum Beispiel Mittagspausen, an denen ich regelmäßig abschalten kann, wo sich jeder die Zeit auf seine Art vertreibt oder wir einfach nur einen Film anschauen, bei dem meine Frau und ich regelmäßig völlig erschöpft eindösen. Das ich gerne ab und an am Herd stehe, mache ich am Sonntag als Zwischenmahlzeit gerne auch mal Pfannkuchen und das finden die Jungs auch ganz nett. Einfach so.

Da gibt es weitere, unzählige Situationen, etwa das gemeinsame Abendessen unter der Woche, auf das ich mich freue, weil ich gerne mit meiner Frau und meinen Kindern zusammen bin. Und bei dem ich regelmäßig ausflippen kann, weil ich es mental nicht mehr verkraften kann, das sich die Jungs am Esstisch zoffen. Aber auch hier habe ich gelernt, vor dem Abendessen etwas gegen die Hungerwut zu tun. Dann fallen die Wutausbrüche weniger heftig aus. Und ich suche den Kontakt indem ich von meinem Mittagessen erzähle und so ein Gespräch beginne. Oder ich mache draußen die Feuerschale an und sorge die Beschäftigung mit Stockbrot und Würstchen, fahre zum Baumarkt mit dem Kleinen oder für was auch immer die Kraftreserven reichen. Dann habe ich eine reale Chance, meinen Zorn an diesem Wochentag im Zaum zu halten.

Alles das sind meine Methoden um meine Kraftreserven aufzufüllen und mich von innen heraus zu erneuern.  Ich verbringe mal mehr, mal weniger gern Zeit mit meinen Kindern und bin noch dabei zu lernen diese Wechselbäder der Gefühle anzunehmen. So wie sie kommen. Ich glaube am Ende zählt also die Bilanz und weniger das Lippenbekenntniss.

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