Kategorien
allgemeines

Menschvadder, mach dich mal locker….

Du kämpfst für die Gerechtigkeit. Tag für Tag. Unermüdlich. Daran ist erstmal nix auszusetzen, denn du kämpfst für eine gute Sache.

Die Wahrheit ist, das es ganz viele Situationen mit kleinen Kindern gibt, in denen du ihnen vermitteln möchtest, was richtig ist oder wie’s richtig geht. Tag für Tag. Manchmal kann es passieren, das du dich etwas zu sehr verkrampfst, was nicht weiter schlimm ist. Aber meine große Erkenntnis hier ist, dass diese ständigen Ermahnungen und Verbesserungen nicht immer automatisch sinnbildlich für eine tolle Beziehung zwischen dir und deinen Sprösslingen steht. Vielmehr kann übertriebene Kritik beim Nachwuchs das Gefühl aufkommen lassen, unfähig zu sein oder aber etwa Bequemlichkeit fördern weil der Eindruck entsteht, es ohnehin niemanden Recht machen zu können. Und ganz ehrlich – manchmal habe ich den Eindruck, das ich die wenige Zeit, die ich mit meinem Thronfolger verbringe nur am meckern bin. Und vermutlich empfindet dieser das auch so. Und dann musst du natürlich sehen, das der Partner auch noch da ist und seine Anliegen beim Kleinen ebenfalls Tag täglich vorbringt. Kind sein ist also auch nicht wirklich leicht.

Es ist unheimlich schwierig aus dieser Spirale heraus zu kommen, wenn ihr erstmal darin gefangen seid. Ich stelle mal die Behauptung auf, das es auch unheimlich schwierig zu ertragen ist, wenn der Nachwuchs sich stets schwer tut mit dem Umsetzen von einfachsten Anweisungen und Abmachungen einfach ignoriert.

Wenn es zum Showdown kommt, sind Sprüche wie etwa, „Wer ist denn hier der Erwachsene“ hier völlig fehl am Platze, finde ich. Meistens kommt dies vom Partner, der versucht zu schlichten. Zudem baut sich in dir drin ein konstant anwachsender Druck auf, weil Kindererziehung ohnehin nur ein Nebenjob ist, der neben ganz vielen anderen Sachen läuft und einfach laufen muss. Es muss laufen. Genau. Vielleicht fühlst du dich aber auch einfach als ein Versager, weil du erkennen musst, das dich so ein kleines Geschöpf irgendwann einfach mit deinem Verständnis an deine Grenzen bringt. Was also tun?

Alle Vorwürfe und all die zurecht empfundene Ungerechtigkeit nützt dir hier nix. Du musst lernen a) über dich selbst hinaus zu wachsen und rechtzeitig loszulassen und b) die Dinge mit etwas Abstand zu betrachten. Und bitte vor allem Dinge gezielt einzuüben, und zwar ohne den Nachwuchs zu sehr unter Druck zu setzen. Mir fällt dies nicht sonderlich leicht und ehrlicherweise muss ich diese Haltung oft immer wieder einüben. Nehmen wir mal als Beispiel das Zähne putzen – ich meine der Kleine putzt schon seit 7 Jahren mit der Zahnbürste die Zähne selbst und beherrscht es immer noch nicht wirklich. Dann muss ich mir schon vorwerfen lassen, das ich eventuell einfach zu wenig Kreativität besitze um dies meinem Kind zu vermitteln. Als mir dies aufgefallen ist, habe ich festgestellt dass alle unnötigen Streitereien ums Zähneputzen vergeblich waren. Stattdessen hätte ein Bild, das die entsprechenden Techniken kindgerecht aufzeigt und am Badezimmerschrank angebracht ist, viel mehr geholfen. Ebenso in regelmäßigen Abständen vielleicht ein gemeinsames Einüben von einer passenden Zahnputztechnik, das vielleicht eine Woche regelmäßig Abends stattfindet. Alle 3 Monate. Immer wieder, solange bis es sitzt.

Ein guter Rat ist manchmal teuer. Und so ging es uns mit vielen Dingen. Überhaupt zu erkennen, warum sich der Nachwuchs mit etwas schwer tut ist wahre Kunst. Doch bedenke: Kinder sind von Natur aus kooperativ und dies würde ich so sofort unterschreiben. Zugegeben – dies ist nicht meine These, sondern Jesper Juul hat diese aufgestellt. Jesper Juul ist einer der wirklich einfühlsamen Kinderpsychologen wie ich finde. Er glänzt mit unzähligen Fachbüchern, Tipps die durchaus auch alltagstauglich sind und eben auch für Laien gut verständlich geschrieben.

Vielleicht solltet ihr als verantwortungsvolle Eltern also weniger auf die Fehler schauen, die eure Kinder machen, sondern versuchen, kreativ zu sein. Und vor allem auch Sachen gezielt anzugehen, wenn ein Verhalten nicht gesellschaftstauglich ist. Bleibt dran, have Fun!

Zum Schluss noch eine Sache: es gibt keine Garantie, das eure Kinder immer auf euch hören werden. Ihr müsst eure Kinder auch nicht perfekt erziehen und sie dürfen und müssen auch Fehler machen. Dies wirst du spätestens dann erkennen, wenn die weichen Linien in den Gesichtern verschwinden und die Ecken und Kanten immer mehr zum Vorschein kommen. Doch in jedem Fall können aus ihnen wundervolle, Erwachsene Menschen werden. In jedem Lebensabschnitt müsst ihr als Eltern somit neu erlernen den richtigen Abstand zu eurem Kind zu finden. Wenn es also mit 11 immer noch mit offenen Schnürsenkeln herum läuft, dann ist das halt so. Dann müsst ihr euch damit abfinden, schließlich habt ihr dieses Thema irgendwann ja mal besprochen und eingeübt. Und das Leben des Kindes hängt nicht unbedingt davon ab.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert