Die Nähe zu den eigenen Kindern ist etwas Wesentliches. Für mich ist das selbstverständlich – und doch merke ich immer wieder: gelebte Nähe ist weit mehr als ein Lippenbekenntnis. Sie erfordert Aufmerksamkeit, Geduld und die Bereitschaft, sich auf Situationen einzulassen, die nicht immer leicht sind.
Die Beziehung zwischen einem Vater und seinen Kindern kann einfach wirken, aber in der Tiefe ist sie oft komplex. Sie unterscheidet sich deutlich von dem, was Mütter aufbauen – nicht zuletzt, weil ein Kind schon vor der Geburt mit der Mutter verbunden ist. Das ist ein gewaltiger Vorsprung. Doch auch nach der Geburt gibt es viele Elemente, die Nähe schaffen – und in denen Frauen intuitiver und natürlicher agieren als wir Männer. Natürlich spielen auch die Persönlichkeit des Kindes, sein Geschlecht und die eigene Veranlagung eine Rolle.
Meine beiden Kinder sind Jungs. Sie sind wilder, lebhafter, manchmal auch anstrengender – und genau dafür werden Jungen oft kritisiert. Ich glaube, Männer können dieses wilde Verhalten leichter annehmen und verstehen, dass es einfach Teil des Spiels ist. Wir können Sparringspartner sein. Gleichzeitig fällt es uns oft schwerer, Nähe und Respekt, Selbstständigkeit und Vertrautheit miteinander zu verbinden. Die eigenen Ziele geraten dabei schnell in Konflikt. So kommt es, dass viele Versuche, Nähe zu schaffen, scheitern – manchmal fühlt es sich an, als blieben 80 Prozent wirkungslos. Dranzubleiben und nicht aufzugeben, ist eine der größten Herausforderungen. Das habe ich besonders mit meinem älteren Sohn erlebt. Bei meinem jüngeren hingegen erlebe ich eine größere Offenheit: er nimmt Zuwendung bereitwillig an, er saugt Liebe auf. Das macht Hoffnung – und erinnert daran, dass kein Kind dem anderen gleicht.
Wie also gelingt Nähe in schwierigen Momenten? Für mich ist es hilfreich, bewusst Rollen zu tauschen. Auch in Bereichen, die vielleicht traditionell der Mutter zugeschrieben werden, möchte ich präsent sein: beim Eincremen, beim Kuscheln, beim Zärtlichsein. In solchen Augenblicken entsteht Körperkontakt, entsteht Vertrauen. Und immer dann, wenn mein Kind zu mir aufschaut, sich anlehnt, will ich Halt geben.
Mit ein wenig Mut gelingt es manchmal auch, über den Umweg des Alltags ins Gespräch zu kommen – Informationen wahrzunehmen, die mir sonst entgehen würden, weil ich wieder einmal den sprichwörtlichen Elefanten im Raum übersehe. Nähe ist kein Selbstläufer, sondern ein Prozess. Aber es lohnt sich, diesen Weg zu gehen.