Aus der Sicht eines Kindes muss das verdammt unfair und erniedrigend sein, wenn’s um alltägliche Themen geht und Vater und Mutter gleichzeitig ins Horn blasen weil mal wieder etwas nicht klappt so wie es soll. Für mich und meine Frau ist es unheimlich schwierig uns da abzustimmen. Und dabei gibt’s beliebige Konstellationen, wobei aber außenstehende Personen wie etwa die Großeltern nachfolgend noch nicht mal berücksichtigt werden.
Je nach Modell und Ausführung machst du solche Erfahrungen nicht zwangsläufig, denn es gibt Kinder wie unser Kleiner, die kaum auffällig sind, Ansagen akzeptieren können, sich immer brav anstellen und selten aus dem Raster fallen. Ist das bei dir der Fall, dann freut es mich für dich. Es gibt aber auch Fälle, wie unseren Großen, bei dem die Themen nicht durch eine einmalige Ansage ankommen sondern mühsam Thema für Thema angegangen werden müssen. Und wenn die Marmelade beim Essen zum tausendsten Mal auf der Hose landet, weil der Teller nur zur Tischdekoration gehört oder der Ärmel zum Nase und Mund abwischen verwendet wird, dann kann einem die Hutschnur schon mal platzen. Weitere Situationen sind Kappeln am Esstisch, der Regentanz im Esszimmer beim Essen oder wenn Essen fertig ist, Chorgesänge und Streitereien beim Autofahren und der Renner zwischendurch, der zu einem blauen Auge führt – einfach so. Konnte ja keiner ahnen dass dies Spuren hinterlässt, war ja nur ein Spiel.
Meine Frau scheint das nicht so wahrzunehmen wie ich, zumindest kommt da relativ wenig. Anderseits empfindet sie es als überflüssige Kritik, wenn ich dagegen halte – da kommen dann auch Vorwürfe von ihr wie etwa „wenn ich mal was sage, dann musst du gleich dazwischen gehen und mich bremsen, bei dir darf ich aber nix sagen“.
Was also tun? Verabrede mit deinem Partner, dass je nach Situation immer nur einer regelt und haltet euch dran. Gehe davon aus, dass dies etwas Übung braucht. Ich merke zum Beispiel oft gar nicht, wenn ich kritisiere oder korrigiere. Ein guter Tipp war ganz umsonst von einer sehr fähigen Pädagogin, die uns mit Rat und Tat zur Seite stand – gehe Themen einzeln an, statt permanent zu meckern. Also ein Thema – zb Esskultur – und mach da Druck. Über andere Sachen kannst du dann versuchen derweil weg zu sehen. Natürlich kannst du andeuten, das du das nicht OK findest, was gerade geschieht sofern erforderlich , allerdings dann bewusst die Klärung auf ein anderes mal schieben. Ich rate dir auch, deinen Mann zu stehen und beharrlich darauf zu bestehen deinen Aufgaben nachkommen zu können. Es könnte sein, dass dein Partner irritiert ist, wenn du darauf bestehst eines deiner Kinder am Abend oder morgens am besten alles alleine zu managen – ohne Hilfe vom Partner(der sich auch mal komplett in Luft auflösen darf). Das bringt schon eine gewisse Ruhe rein.
Versuche, Absprachen im Vorfeld zu treffen mit deinem Partner, welches Thema gerade akut ist. Und selbstverständlich darfst du aktiv eingreifen, wenn Lebensgefahr herrscht – in diesem Falle dürft ihr die Absprachen kurzfristig außer Kraft setzen.