„Jaja“, wirst du vielleicht denken. Genau so wie dein Sprössling, wenn du ihn mal wieder belehrst. Aber mit Belehrungen allein ist es eben nicht getan. Und darum hebe ich hier selbst einmal den Zeigefinger: Verwechsle bitte nie Gleichwertigkeit mit Gleichwürdigkeit.
Eine partnerschaftliche Erziehung im Sinne völliger Augenhöhe ist nicht der richtige Weg. Regeln sind notwendig – nicht, um Macht auszuüben, sondern um das gemeinsame Zusammenleben im Alltag zu erleichtern. Ohne sie würde vieles im Chaos enden.
Natürlich gibt es unzählige Situationen, in denen du auf die Probe gestellt wirst. Doch wichtig ist: Es gibt keine Sackgassen, nur Umwege. Jede Erfahrung, die ihr als Familie durchlebt, bringt euch ein Stück weiter – auch wenn es sich im Moment oft mühsam anfühlt.
Bleibt die entscheidende Frage: Wie setzt man Regeln durch? Wie gelingt es, Kinder dazu zu bringen, sich an sie zu halten? Mit erhobenem Zeigefinger kamen wir zuhause nicht weit. Oft war das sogar kontraproduktiv. Entscheidend ist, dass Kinder aktiv zuhören – dass sie nicht nur Worte hören, sondern wirklich etwas aufnehmen.
Eine allgemeingültige Methode gibt es dafür nicht. Kein Patentrezept, das immer funktioniert. Aber ich bin überzeugt: Denkanstöße helfen, kleine Impulse, die ihr in eurem Familienalltag anpasst und weiterentwickelt. Denn Regeln allein schaffen noch keine Ordnung – es braucht Verständnis, Konsequenz und die Bereitschaft, immer wieder neue Wege zu finden. Nachfolgend meine Ansätze als Anregung.
Schaffe Raum für Begegnung
Überlege dir, wann und in welchen Situationen du am besten ein Gespräch suchst, um das Zusammenleben zu reflektieren. Entscheidend ist: Es braucht einen echten Raum für Begegnung. Das kann ein kleiner Städtetrip oder ein Kurzurlaub sein. Besonders bewährt hat sich für mich ein fester Wochentag, an dem ich mit einem Kind ganz allein etwas unternehme. Wenn diese Zeit verlässlich und regelmäßig stattfindet, entsteht ein Raum, in dem eure Beziehung wachsen kann.
In diesem geschützten Rahmen lassen sich Regeln ansprechen, Situationen reflektieren und auch ganz allgemein herausfinden, wie es deinem Kind gerade geht. Oft öffnen sich in solchen Momenten Türen, die im stressigen Alltag verschlossen bleiben.
Definiere Regeln des Zusammenlebens
Diese Methode funktioniert für schulpflichtige Kinder sehr gut, denn die sollen Schreiben und Lesen beherrschen. Eine gute Möglichkeit zusammen ins Gespräch zu kommen über Regeln des Zusammenlebens ist es, diese tatsächlich schriftlich zu formulieren. Diese schreibt der Nachwuchs nieder und hängt die gut sichtbar ins eigene Zimmer. Bei uns lautete das Regelwerk wie folgt:
Wir leben zusammen und halten uns an die Regeln des Zusammenlebens
- Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung
- wir nehmen auf einander Rücksicht
- Wir helfen einander
- Wir gehen freundschaftlich mit einander um
- Wir gehen immer von den besten Absichten aus beim anderen