Kategorien
allgemeines

Menschvadder, manchmal läuft’s nicht nach Plan…

Manchmal läuft das Leben einfach nicht nach Plan. Und es kostet Kraft – all das Planen, Vorbereiten, die Stimmung im Blick behalten und selbst im Takt bleiben. Geburtstage, Wochenenden, Urlaube … nichts davon trägt sich von allein. So ist das eben.

Was mich immer wieder fasziniert: wie schnell wir Zuhause in unsere Muster zurückfallen. Ganz festgefahren ist die Lage nie, aber die Manöver fühlen sich oft schwer an – wie das Wenden eines Tankers auf hoher See. Jeder lebt in seiner eigenen Welt, die unaufhörlich in Bewegung ist.

Und so ist fast schon vorprogrammiert, dass jemand meckert. Oft ist es die gleiche Person, die gleich zu Beginn den Ton setzt – und schon wird jeder Schritt ein Kraftakt. Aber auch meine Frau und ich wechseln uns ab, wenn es ums Nörgeln geht. Das Ergebnis: Die Hälfte aller Pläne scheitert schon, bevor sie überhaupt Fahrt aufnehmen. Mal liegt es an ihr, mal an mir, mal an jemand anderem. So simpel – und gleichzeitig so frustrierend. Wenn sich diese Fehlschläge häufen, fühlt es sich an, als würde jeder zweite Versuch ins Leere laufen.

Und doch: Auf der einen Seite steht dieser ganze Aufwand, den wir betreiben, weil wir unsere Familie zusammenhalten wollen. Weil wir wissen, dass die Grundstimmung in unserem Zuhause nicht nur Schicksal ist, sondern in gewissem Maß gestaltbar. Auf der anderen Seite müssen wir anerkennen, dass nicht alles in unserer Hand liegt.

Das Tröstliche ist: Diese Mühe ist nie umsonst. Auch wenn die Ergebnisse nicht sofort spürbar sind. Im Gespräch zu bleiben erfordert Anstrengung. Es ist eine Teamleistung – und dafür dürfen wir uns gegenseitig dankbar sein, uns bewusst belohnen. Und nicht zuletzt: auch für uns selbst. Denn es gibt Tage, da scheitert etwas – und trotzdem bleibt es wichtig, sich nicht selbst die Schuld zu geben, sondern sich ein guter Freund zu sein.

Kategorien
schule

Menschvadder, hab keine Angst vor den Sommerferien…

Tapfer, mutig, angstfrei? Wirklich? Dann erinnere dich einmal an das Gefühl im Bauch, wenn die langen Ferien vor der Tür stehen. Dieser Knoten, der sich da bildet – er ist dir bestimmt nicht fremd.

Die Gründe für dieses lähmende Gefühl können vielfältig sein. Vielleicht fehlt die Betreuung und ihr fragt euch, wie ihr die sechs Wochen abdecken sollt. Der Jahresurlaub reicht ohnehin kaum aus, um die Sommerferien vollständig zu überbrücken. Oder ihr spürt schlicht, dass eure Energiereserven nicht mehr vorhanden sind. Gerade Kinder im Kita- und Schulalter haben große Erwartungen, sie wollen erleben, spielen, Aufmerksamkeit – und haben wenig Verständnis dafür, dass Mama und Papa nach einem langen Arbeitstag einfach mal die Beine hochlegen möchten. Vielleicht mischt sich auch ein schlechtes Gewissen dazu: wenn die Kinder in der Betreuung sind, während draußen die ersehnte Ferienzeit beginnt, fühlt sich das manchmal einfach falsch an.

Die Wahrheit ist: Mit all diesen Herausforderungen umzugehen, ist alles andere als leicht. Gerade uns Männern fehlen dabei oft die Vorbilder. Und so ist die Versuchung groß, die Verantwortung an die Partnerin abzugeben. Aber das muss nicht sein – und es lohnt sich, eine andere Perspektive einzunehmen.

Ich habe für mich entdeckt, dass Ferienzeit durchaus etwas Schönes sein kann. Die Kinder werden entspannter, genießen ihre freie Zeit und sind auch gern einfach mal Zuhause. Und obwohl ich Homeoffice mit Kindern lange für unmöglich hielt, habe ich festgestellt: Mit ein wenig Organisation lässt sich zumindest ein Kind gut nebenher betreuen, ohne dass die Arbeit darunter zwingend leidet. So vergeht schon mal eine Woche, die gar nicht so schwer wie befürchtet ist.

Natürlich sieht es mit zwei Kindern anders aus. Doch auch hier gibt es Lösungen: mal übernimmt die Betreuung, mal Großeltern, mal ein Feriencamp oder Freunde. Abwechslung ist möglich – und verlängerte Wochenenden mit kleinen Ausflügen oder Übernachtungen außer Haus machen die Wartezeit bis zum großen Familienurlaub kürzer. Zwei bis drei Wochen gemeinsame Urlaubszeit sind schließlich realistisch und eine wertvolle Grundlage.

Am wichtigsten aber bleibt: gemeinsame Zeit mit den eigenen Kindern bewusst zu gestalten. Zeit, in der du deine Werte, deine Haltung und dein Interesse ungeschönt vermitteln kannst – nicht als Lektion, sondern im gemeinsamen Erleben. Dafür braucht es keine Perfektion, sondern Präsenz. Druck ist hier fehl am Platz, echtes Interesse zählt. Wer sonst, wenn nicht du, sollte deinen Kindern zeigen, was dir wirklich wichtig ist im Leben?

Darum: nehmt euch diese Zeit – und genießt sie.

Kategorien
allgemeines

Menschvadder, ist das Diebstahl?

Grenzen in der Familie sollten nicht beliebig dehnbar sein. Sie müssen spürbar und klar kommuniziert werden – vor allem, wenn es um die persönlichen Grenzen geht. Die gute Nachricht ist: Mit der Zeit lernen Familienmitglieder, sich einander anzunähern und die individuellen Grenzen zu respektieren. Zumindest sollte es so sein.

In meiner Erfahrung war das jedoch ein längerer Lernprozess. Es hat viel Zeit gebraucht, bis ich meine Grenzen meinem Kind gegenüber in einer persönlichen Sprache ausdrücken konnte: „Ich möchte nicht, weil…“, „Ich ärgere mich, weil…“, „Das macht mich wütend, weil…“. Doch allein bei den Worten blieb es nicht. Entscheidend war auch, wie ich sie sagte. Die Art der Kommunikation bestimmte maßgeblich, welche Botschaft tatsächlich ankam. Meine Erwartungen leiteten sich stark aus meinen eigenen Erfahrungen ab – vieles erschien mir logisch, selbstverständlich, geradezu unausweichlich. Doch mein Kind sah die Welt mit anderen Augen. Selbst einfache Dinge mussten wieder und wieder geübt werden. Manchmal gelang der Durchbruch, manchmal schien alles nach kurzer Zeit wieder vergessen.

Ein Beispiel: Für meinen Großen war es irgendwann selbstverständlich, dass Geld aus meinem Geldbeutel auch sein Geld war. Widerspruch beim Einkaufen wurde nicht akzeptiert. Lag der Geldbeutel offen, bediente er sich schon mal selbst. Mit vier Jahren war das fast noch niedlich – mit elf Jahren hatte es ein anderes Gewicht. Die Enttäuschung darüber wuchs in mir und war kaum auszuhalten. Nach mehreren Vorfällen sprach ich schließlich Konsequenzen aus, die über Wochen anhielten. Doch ich merkte: Strafen allein reichten nicht. Entscheidend war, gleichzeitig seine Bedürfnisse im Blick zu behalten. Ihm Freiheiten zuzugestehen, ohne ihn zu verwöhnen oder alles selbstverständlich vor die Füße zu legen. So begann ich, ihm Möglichkeiten zu geben, sich eigenes Geld zu verdienen – zuerst mit Pfandflaschen, später durch feste Aufgaben im Haushalt: Spülmaschine ausräumen, Altpapier wegbringen. Weil diese Arbeiten regelmäßig anfielen, konnte er sich tatsächlich etwas ansparen. Erst diese Mischung aus Konsequenz und Fürsorge führte dazu, dass sich Einsicht bei ihm einstellte.

Besonders schwer war es, mit der schieren Menge an Vorfällen umzugehen – den kleinen und großen Dingen, die sich im Alltag ansammeln und Frust auf beiden Seiten erzeugen. Diesen Frust immer wieder abzubauen, verlangt eine Gnade, die letztlich jeder von uns braucht. Für mich ist genau das Führung: nicht ständige Kontrolle, sondern ein Balancieren zwischen Klarheit und Barmherzigkeit. Es ist die Art von Halt, die Kinder brauchen.

Am Ende bleibt für mich eine zentrale Botschaft: Vertraue auf die Liebe zu deinem Kind. Sie ist größer als jede Enttäuschung, stärker als jeder Konflikt. Aus diesem Vertrauen heraus lassen sich selbst miese Situationen überwinden. Dann können weder schlechte Körperhygiene, noch stinkende Socken oder verschwundenes Kleingeld die Beziehung ernsthaft erschüttern. Sei gnädig – mit deinem Kind, aber auch mit dir selbst.

Kategorien
allgemeines

Menschvadder, nimm dir mal eine Auszeit im Alltag…

Ich spreche hier nicht von einer großen Auszeit vom Alltag. Nein, das meine ich nicht. Zu viel Abstand kann bei mir sogar den gegenteiligen Effekt haben – es verstärkt manchmal nur den Wunsch, auszubrechen. Was ich meine, ist viel kleiner, viel unscheinbarer: diese eine halbe Stunde, in der du nichts musst und nichts machst.

Nicht erst spät am Abend, wenn ohnehin alles vorbei ist. Sondern mitten im Tag. Einfach mal runterfahren, den Ball abgeben. Gerade dann, wenn du – so wie ich oft – das Gefühl hast, alles allein regeln zu müssen. Nicht, weil es ein Luxus wäre. Sondern, weil genau in diesem Abstand etwas Wesentliches geschehen kann: ein neuer Blick auf die Dinge.

Kürzlich hörte ich eine Predigt über Geduld. Der Pastor sprach davon, wie sehr wir uns von der Natur entfremdet haben. Er erinnerte daran, dass Wachstum Zeit braucht, dass Prozesse in Ökosystemen und in der Evolution nicht beschleunigt werden können. Alles folgt seinem Rhythmus. Und er betonte: Geduld ist kein Mangel, sondern etwas Natürliches.

So ist es auch mit Erziehung. Wenn ich merke, dass meine Geduld am Ende ist, gönne ich mir bewusst diese halbe Stunde. Ich sage meinen Kindern: „Ich bin jetzt eine Weile nicht ansprechbar. Es hat nichts mit euch zu tun.“ Und oft geschieht dann etwas Erstaunliches: Die kleinen Konflikte des Alltags lösen sich von selbst auf. Das Stimmungsbarometer in der Familie steigt – und auch in mir.

Geduld. Geduld.

Kategorien
paarbeziehung

Menschvadder, ihr seid ein Team…

Wenn man meine Texte liest, könnte leicht der Eindruck entstehen, ich würde all diese Erfahrungen allein machen und jede schwierige Situation im Alleingang meistern. Doch das stimmt nicht. Familie ist ein Konstrukt, das aus Eltern und Kindern besteht – und gerade in diesem Miteinander entstehen Dynamiken, die herausfordernd und manchmal auch undurchschaubar sind.

Trotz aller Probleme schenkt mir meine kleine Familie ein tiefes Gefühl von Geborgenheit. Das Wissen, niemals allein auf dieser Welt zu sein, kommt dem unbeschwerten, wohlig-sicheren Empfinden meiner Kindheit erstaunlich nahe. Dennoch gilt: Familienalltag ist komplex. Jedes Mitglied bringt seine eigene Persönlichkeit mit, verfolgt eigene Interessen und trägt eigene Sorgen mit sich herum. Die Kinder sind dabei die Letzten, die für die gute Stimmung verantwortlich sein sollten – und auch der Partner ist letztlich nur ein Mensch mit eigenen Grenzen.

So wird die Stimmung Zuhause manchmal zu einem trüben Cocktail, schwer zu durchschauen und kaum zu beherrschen. Man könnte meinen, dass zu zweit alles einfacher ist. Doch auch das täuscht. Natürlich wirkt es auf den ersten Blick unkomplizierter, wenn ein Elternteil allein die Entscheidungen trifft – klare Linien, keine endlosen Abstimmungen. Doch das ist ein Trugschluss. Die Last des Alltags allein zu tragen, mag kurzfristig funktionieren, aber niemals dauerhaft. Die Kraft, die Höhen und Tiefen auszuhalten und mit Engagement zu gestalten, ist erst dann nachhaltig, wenn beide Eltern als Team zusammenarbeiten.

Das bedeutet aber auch: Jeder von uns beeinflusst täglich die Stimmung im Haus und die Wahrnehmung der Kinder. Wenn meine Frau und ich erschöpft sind vom endlosen Alltag, kann es passieren, dass unser Julian bei einem von uns aufläuft – und wenn der eine keine Energie mehr hat, muss der andere auffangen. Wir haben uns vorgenommen, uns in solchen Momenten gegenseitig hochzuziehen: mit Humor, kleinen Gesten, witzigen Videos oder schlicht dadurch, dass einer dem anderen Zeit schenkt, um Kraft zu tanken. Es ist fast schon Regel geworden, dass immer einer von uns genügend Reserven hat – und das funktioniert nur, weil wir uns mit Respekt und Fairness begegnen.

Die Aufteilung der Pflichten gelingt uns selten nach Plan, aber meist intuitiv. Perfektion gibt es nicht – und ist auch gar nicht nötig. Entscheidend ist das Verständnis füreinander und sich aufeinander verlassen zu können.

In diesem Sinne: One Team.

Kategorien
allgemeines

Menschvadder, ärger dich nicht…

Eine Beziehung zwischen dir und deinem Kind kann aus den Fugen geraten. Das liegt fast schon in der Natur der Sache: Fremdbestimmung, Machtausübung, das einseitige Gefälle zwischen Eltern und Kindern – all das hinterlässt Spuren. Kinder sind nicht dumm, im Gegenteil. Ihnen fehlt lediglich die Lebenserfahrung.

Doch was tun, wenn es kracht? Die meisten von uns Vätern sind ins kalte Wasser geworfen worden. Kaum jemand blickt auf eine Ausbildung in Pädagogik zurück oder verfügt über methodische Kompetenzen in Sachen Erziehung. Und trotzdem stehen wir mittendrin.

Der große Knall ist dabei selten das Ende der Welt. Klar, Temperamente können die Stimmung zuhause zusätzlich anheizen. Aber kaum jemand beschäftigt sich rund um die Uhr ausschließlich mit Kindererziehung – und unerschöpfliche Energiereserven hat ebenfalls keiner von uns. Gerade dann, wenn sich eine Situation im Alltag zuspitzt, bedeutet das nicht automatisch, dass du rot sehen musst. Kinder ziehen viele Register, das habe ich gelernt. Aber Wutanfälle und Ausbrüche sind nichts Endgültiges – sie haben ein Ende, früher oder später.

Der entscheidende Unterschied liegt bei dir: steigst du mit ein, wird es oft verletzend – durch Worte, durch ruppige Reaktionen. Bleibst du jedoch ruhig, wirst du zur Konstante. So gibst du deinem Kind die Möglichkeit, die eigenen Gefühle kennenzulernen und nach und nach den Umgang damit zu erlernen. Je nach Alter braucht es dabei unterschiedlich viel Unterstützung – ein Dreijähriger braucht dich enger an seiner Seite als ein Elfjähriger.

Eine letzte Erkenntnis ist wichtig: Nimm es niemals persönlich. Egal, wie hart die Worte deines Kindes in solchen Momenten sind, egal, wie sehr es dir in seiner Wut das Gefühl gibt, dich zu hassen – es ist nicht gegen dich gerichtet. Ich habe schon die wildesten Beschimpfungen über mich ergehen lassen. Doch am Ende bleibt: Es ist ein Ausdruck von Überforderung, nicht von echter Ablehnung.

Kategorien
stark sein

Menschvadder, was für ein Mensch willst du sein?

Heute spüre ich das Bedürfnis, mich dieser Frage zu stellen – ganz spontan: Was für ein Mensch möchte ich sein?

Mein erster Gedanke ist: Ich möchte jemand sein, der anderen eine zweite Chance gibt. Neulich las ich einen Bericht, in dem dieses christliche Lebensmotto als tägliches Rettungsboot beschrieben wurde – ein Halt, um in einem fordernden Umfeld nicht unterzugehen. Warum also ein Mensch, der anderen eine zweite Chance gibt? Weil jeder Mensch sie verdient.

Wir alle machen Fehler. Wir verletzen andere durch unbedachte Worte, durch Notlügen oder auch nur durch schlechte Gedanken. Schuld sammelt sich an – vor Gott und vor den Menschen. Und doch wird mir immer wieder vergeben. Ich bin darauf angewiesen.

Als Vater wünsche ich mir deshalb, ein gütiger Vater zu sein. Einer, der immer wieder vergibt. Einer, der neu ansetzt – gerade dann, wenn mein Kind es vermeintlich nicht verdient hat und mich doch am meisten braucht. Ich möchte teilhaben an der Erziehung meiner Kinder, für sie und für meinen Partner da sein.

Für mich selbst wünsche ich mir etwas Einfaches und zugleich Schweres: meine Grenzen anzunehmen. Den richtigen Moment zu erkennen, um zurückzutreten. Und vor allem: mein eigener bester Freund zu sein. Mich so zu akzeptieren, wie ich bin.

Kategorien
allgemeines

Menschvadder, Respekt gehört dazu…

Gegenseitiger Respekt gehört zu jeder Beziehung. Selbst dir gegenüber solltest du respektvoll sein – das ist nichts Neues und sollte selbstverständlich sein. Doch selbstverständlich ist es nicht immer, auch nicht innerhalb der Familie. Rückblickend sehe ich, wie sehr wir alle gefordert waren: die Grenzen der Kinder kennenzulernen, aber ebenso die eigenen.

Das ist nicht leicht, ich weiß. Und wir beide wissen auch, dass es eine gewisse Frustrationstoleranz braucht, um den Anforderungen des Lebens mit Haltung zu begegnen. Genauso geht es deinen Kindern. Der Unterschied: sie haben noch nicht deine Erfahrung. Für sie fühlt sich vieles unüberwindbar an, was du längst einordnen kannst.

Gerade deshalb ist es schwer, diese frustrierenden Momente auszuhalten – besonders dann, wenn sie den ohnehin komplizierten Tagesablauf noch mehr durcheinanderbringen. Muss das so sein? Ein Stück weit ja. Gesellschaftliche Zwänge prägen uns, Regeln strukturieren den Alltag. Gleichzeitig ist es ein Privileg, als Familie alles zu haben, was man wirklich braucht. Doch der Alltag zehrt an den Kräften, schafft eine Grundanspannung, die kaum vermeidbar ist.

Umso wichtiger ist es, den Kindern dort, wo es möglich ist, Respekt und Verständnis zu zeigen. Natürlich gibt es Momente, in denen du dich durchsetzen musst. Jesper Juul beschreibt in seinem Buch Nein aus Liebe, wie viele Facetten ein Nein haben kann – und wie entscheidend der Tonfall ist. In einem anderen Werk (Grenzen, Nähe, Respekt) betont er, dass die Liebe zwischen Eltern und Kindern so groß und so verletzlich ist, dass beide Seiten ständig Gefahr laufen, die Grenzen des anderen zu überschreiten. Seine Erkenntnis: Am wenigsten verletzend wirkt es, wenn die Erwachsenen den Ton angeben – klar, aber respektvoll.

Gleichzeitig gibt es viele Gelegenheiten, Respekt im Alltag zu üben. Manchmal reicht es, in brenzligen Situationen einfach daneben zu stehen und abzuwarten. Krisen kommen und gehen – bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen. Angebote für Ablenkung sind nicht immer hilfreich; manches müssen Kinder allein durchstehen. Was du aber tun kannst: beiläufig beschreiben, was du wahrnimmst. Oft genügt das schon, um Orientierung zu geben.

Und nicht zuletzt: Ein Nein deines Kindes zu respektieren. Auch wenn dadurch deine Pläne über den Haufen geworfen werden. Genau hier liegt ein Schlüssel zum Selbstwertgefühl deines Kindes. Denn Respekt bedeutet nicht nur, Grenzen zu setzen – sondern auch, die Grenzen des anderen ernst zu nehmen.

Kategorien
allgemeines

Menschvadder, Regeln sind wichtig….

„Jaja“, wirst du vielleicht denken. Genau so wie dein Sprössling, wenn du ihn mal wieder belehrst. Aber mit Belehrungen allein ist es eben nicht getan. Und darum hebe ich hier selbst einmal den Zeigefinger: Verwechsle bitte nie Gleichwertigkeit mit Gleichwürdigkeit.

Eine partnerschaftliche Erziehung im Sinne völliger Augenhöhe ist nicht der richtige Weg. Regeln sind notwendig – nicht, um Macht auszuüben, sondern um das gemeinsame Zusammenleben im Alltag zu erleichtern. Ohne sie würde vieles im Chaos enden.

Natürlich gibt es unzählige Situationen, in denen du auf die Probe gestellt wirst. Doch wichtig ist: Es gibt keine Sackgassen, nur Umwege. Jede Erfahrung, die ihr als Familie durchlebt, bringt euch ein Stück weiter – auch wenn es sich im Moment oft mühsam anfühlt.

Bleibt die entscheidende Frage: Wie setzt man Regeln durch? Wie gelingt es, Kinder dazu zu bringen, sich an sie zu halten? Mit erhobenem Zeigefinger kamen wir zuhause nicht weit. Oft war das sogar kontraproduktiv. Entscheidend ist, dass Kinder aktiv zuhören – dass sie nicht nur Worte hören, sondern wirklich etwas aufnehmen.

Eine allgemeingültige Methode gibt es dafür nicht. Kein Patentrezept, das immer funktioniert. Aber ich bin überzeugt: Denkanstöße helfen, kleine Impulse, die ihr in eurem Familienalltag anpasst und weiterentwickelt. Denn Regeln allein schaffen noch keine Ordnung – es braucht Verständnis, Konsequenz und die Bereitschaft, immer wieder neue Wege zu finden. Nachfolgend meine Ansätze als Anregung.

Schaffe Raum für Begegnung

Überlege dir, wann und in welchen Situationen du am besten ein Gespräch suchst, um das Zusammenleben zu reflektieren. Entscheidend ist: Es braucht einen echten Raum für Begegnung. Das kann ein kleiner Städtetrip oder ein Kurzurlaub sein. Besonders bewährt hat sich für mich ein fester Wochentag, an dem ich mit einem Kind ganz allein etwas unternehme. Wenn diese Zeit verlässlich und regelmäßig stattfindet, entsteht ein Raum, in dem eure Beziehung wachsen kann.

In diesem geschützten Rahmen lassen sich Regeln ansprechen, Situationen reflektieren und auch ganz allgemein herausfinden, wie es deinem Kind gerade geht. Oft öffnen sich in solchen Momenten Türen, die im stressigen Alltag verschlossen bleiben.

Definiere Regeln des Zusammenlebens

Diese Methode funktioniert für schulpflichtige Kinder sehr gut, denn die sollen Schreiben und Lesen beherrschen. Eine gute Möglichkeit zusammen ins Gespräch zu kommen über Regeln des Zusammenlebens ist  es, diese tatsächlich schriftlich zu formulieren. Diese schreibt der Nachwuchs nieder und hängt die gut sichtbar ins eigene Zimmer. Bei uns lautete das Regelwerk wie folgt:

Wir leben zusammen und halten uns an die Regeln des Zusammenlebens

  • Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung
  • wir nehmen auf einander Rücksicht
  • Wir helfen einander
  • Wir gehen freundschaftlich mit einander um
  • Wir gehen immer von den besten Absichten aus beim anderen

Kategorien
allgemeines

Menschvadder, manchmal liegst du einfach falsch…

Unmöglich? Nicht wirklich. Und doch fühlt es sich manchmal genau so an. Dein Kind braucht Rückendeckung – und du hängst dich vielleicht umso mehr an es. Es sucht Geborgenheit – und du stampfst es gerade in den Boden, weil die Basics nicht stimmen: weil die Essensreste schon wieder über den Tisch verteilt sind und sich keiner kümmert.

Oft lote ich neu aus, was mein Kind gerade braucht. Und ebenso oft finde ich darauf keine klare Antwort – nur ein Gefühl, ein „ungefähr“. Immer wieder stoße ich dabei an meine Grenzen. Trotzdem bemühe ich mich, auch wenn ich nicht immer richtig liege.

Eines jedoch ist für mich unverhandelbar: Niemand wird fallen gelassen. Die Familie zusammenzuhalten, das ist mein Auftrag. Meine Kinder müssen sich darauf verlassen können, dass ich da bin.

Mehr bleibt in solchen Momenten kaum zu sagen – außer: Mach den ersten Schritt. Wenn es wieder schiefgelaufen ist, geh auf dein Kind zu. Versuche es beim nächsten Mal besser zu machen. Denn jeder von uns geht durch Krisen – du, dein Kind, wir alle.